Siegfried Bauer dirigiert das Concer- to Ludwigsburg. Foto: Holm Wolschendorf

LUDWIGSBURG. Noch einmal schieben sich am Sonntagabend vor der Türe der Stadtkirche Menschenmengen zwischen Glühweinständen und Christbaumschmuckauslagen hindurch – es laufen die letzten Stunden des Weihnachtsmarkts. Auch drinnen sind die Reihen gut gefüllt, rund 500 Besucher haben sich eingefunden zum festlichen Weihnachtskonzert mit Concerto Ludwigsburg.

Das Kammerorchester, das Professor Siegfried Bauer vor zwölf Jahren mit Musikern des Sinfonieorchesters, ehemaligen Mitgliedern des Jugendsinfonieorchesters, professionellen Kräften und engagierten Musikstudierenden gegründet hat, genießt einen guten Ruf. Der gute Zweck – das Weihnachtskonzert war gleichzeitig ein Benefizkonzert für die Anschaffung einer Truhenorgel (wir berichteten) – mag zum erfreulichen Publikumszuspruch noch verstärkend beigetragen haben.

Rund ein Jahrhundert – vom Barock bis zur späten Wiener Klassik – wurde vom Programmbogen des Abends überstrichen, von Arcangelo Corelli über Haydn bis zu Mozart entspann sich der thematische Faden einer Entwicklung, die von Sonate und Konzert ausgehend zur Sinfonie gelangt. Kammermusikalisch geschärft das Allegro vivace der Sinfonie Nr. 41 in C-Dur, das Bauer an den Anfang gestellt hat – konzentriert und sorgfältig austariert die Wiedergabe des Kopfsatzes der letzten Sinfonie Mozarts, der das 19. Jahrhundert den Beinamen „Jupiter“ beigelegt hat.

Präzise und beschwingt gibt Bauer, derzeit zum Sitzen gezwungen, vom gefederten Hocker aus die Einsätze, zum Tutti nach der Generalpause mit entschlossen geballter Faust.

Harmonisches Klangideal

Nahezu ein Zeitgenosse Mozarts, wenn auch sehr viel weniger bekannt, war der Flötenvirtuose und Komponist Anton Heberle, der in Leipzig, Wien und Ungarn nachgewiesen werden kann. Beim Konzert in G-Dur für Blockflöte, Streichorchester und zwei Hörner, tritt mit David Hanke ein zeitgenössischer Kollege von Heberle als Solist hinzu. Während die 29 Musiker um Bauer das harmonische Klangideal dieses spätklassischen Werks ausgesprochen schön offenlegen, erweist sich Hanke als einfühlsamer, versierter Interpret dieser auf wohltemperierten Liebreiz angelegten Komposition. Dies insbesondere in den verspielten Kantilenen der „Romance“.

Auf zwei Sätze aus Mozarts Serenade Es-Dur (KV 375) folgt mit Arcangelo Corellis Concerto in F-Dur für Blockflöte, Streicher und Basso Continuo (Opus 5/10) der glanzvolle Höhepunkt: Bereits das Adagio geht direkt unter die Haut, ungeheuer flexibel, aber aus einer stabilen Mitte heraus bewegt Hankes Ton jetzt, getragen von den enorm dezenten, dennoch exakten und präsenten Cembalo-Akkorden, die Stadtkirchenkantor Martin Kaleschke beisteuert. Mit bemerkenswerter Transparenz auf den Satz die Giga und die Gavotta. Zum Dahinschmelzen schließlich die Sarabande als Zugabe, mit der sich Hanke verabschiedete. Mit Joseph Haydns Sinfonie Nr. 94 G-Dur („Die mit dem Paukenschlag“) klingt ein so gelungenes wie stimmungsvolles Weihnachtskonzert aus, noch einmal von Bauer mit Fingerspitzengefühl für die richtige Balance zwischen Zärtlichkeit und packendem Zugriff dirigiert.

Aus: LKZ vom 27.12.2018

Harry Schmidt, LKZ
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