Am Wochenende 9./10. Februar 2018 hat die Ludwigsburger Stadtkirche einen Cembalo-Marathon erlebt, der seinesgleichen sucht: Bezirkskantor Martin Kaleschke hat an zwei Abenden den gesamten ersten Teil des „Wohltemperierten Klaviers“ von Johann Sebastian Bach gespielt. Das sind 24 Satzpaare aus je einem Präludium und einer Fuge in allen Dur- und Molltonarten, chromatisch angeordnet von C-Dur bis h-Moll, also insgesamt 48 höchst unterschiedliche Kompositionen. Eine solche Gesamtaufführung stellt nicht nur an den ausführenden Künstler die allerhöchsten Ansprüche, sondern auch an die Zuhörer. Da gibt es eingängige Präludien, wie das in C-Dur. Es ist das bekannteste Stück der Sammlung und hat zahlreiche Komponisten zu Bearbeitungen inspiriert, darunter Charles Gounod zu seinem „Ave Maria“. Und da gibt hoch komplizierte und schwer verständliche Teile wie die abschließende Fuge in h-Moll.

Dass das Publikum zwei höchst interessante Abende erlebte, ist sowohl der Virtuosität als auch der reifen Musikalität Martin Kaleschkes zu verdanken. Nicht nur, dass er verschieden Präludien in halsbrecherischem Tempo meisterte; vor allem dank seiner stets wohl überlegten feinen Agogik gab er jedem Teil seine eigene Charakteristik.

Auch das von dem Engländer Alan Gotto 2013 nach einem Original des Bach-Zeitgenossen Michael Mietke gebaute Cembalo ist nicht nur optisch eine Augenweide, es dürfte dem Cembalo-Klang der Bach-Zeit sehr nahe kommen und hat mit seinen unterschiedlichen, subtilen Klangfarben die Zuhörer begeistert.

Martin Kaleschkes gelungene Bach-Abende waren nicht nur ein Genuss für die Ludwigsburger Bach-Freunde, sondern als Benefizkonzerte weitere Bausteine für die neue Truhenorgel der Stadtkirche. Dieses Instrument wird zurzeit von der Bietigheimer Werkstatt Friedrich Lieb gebaut und soll an Ostern dieses Jahres eingeweiht werden.

Ludwigsburger Kreiszeitung vom 12.02.2019