Exzellente Spannungsbögen: Concerto Ludwigsburg mit Trompeterin Anke Herrmann (hinten). Foto: Oliver Bürkle

LUDWIGSBURG. Mit rund 450 Besuchern waren die Reihen in der Stadtkirche gut gefüllt am Sonntagabend beim „Festlichen Weihnachtskonzert“ des Kammerorchesters Concerto Ludwigsburg. Und wahrlich: Sie war ein Fest, die achtzigminütige Darbietung der 33 Musikerinnen und Musiker unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Prof. Siegfried Bauer. Im Zentrum standen drei barocke Meisterwerke, eingerahmt durch Werke der Wiener Klassik. Umgeben von zwei Kantaten von Johann Sebastian Bach, war es Georg Philipp Telemanns Konzert D-Dur für Trompete, Streicher und Basso Continuo vorbehalten, als glanzvoller Mittelpunkt zu erklingen. In Anke Herrmann hatte man eine Trompeterin in den eigenen Reihen gefunden, die sich den solistischen Herausforderungen in den vier Sätzen des wundervollen, von großem Ernst getragenen Konzerts weitgehend gewachsen erwies.

Auch wenn Herrmann ausgerechnet jeweils am Auftakt ein wenig mit der Intonation zu kämpfen hatte, stellte sich doch stets rasch die vitale Leichtigkeit ein, mit der die junge Musikerin aus Ditzingen, die nach Erfolgen im Bundeswettbewerb von „Jugend musiziert“ und einem Studium an der Musikhochschule Stuttgart bereits Tourneeengagements in Italien, China, Australien, Südafrika und den USA hatte. Mittlerweile studiert sie an der Folkwang Universität in Essen und hat sich schon in jungen Jahren ein beachtliches Renommee erworben. Zuvor hatte bereits eine andere Solistin für Aufhorchen gesorgt: In Bachs Arie „Süßer Trost, mein Jesus kömmt“ und dem abschließenden Choral „Heut schleußt er wieder auf die Tür“ der Kantate BWV 151, die der Thomaskantor 1725 für den dritten Weihnachtsfeiertag geschrieben hat, überzeugte die in Ludwigsburg geborene und aufgewachsene Sopranistin Cornelia Ragg mit leuchtend konturierten Koloraturen in hellem, scheinbar mühelos geführtem klangschönem Timbre. Bestens getroffen auch die besinnliche Stimmung der Partitur seitens des Orchesters.

Bachs Kantate „Jauchzet Gott in allen Landen“ (BWV 51) schließlich sieht beide Solistinnen zu einem immens anspruchsvollen Duett in veritablem Wettstreit vereint, gipfelnd in der Arie „Höchster, mache deine Güte“, in der Ragg mit ausdauernden Spitzentönen begeistert. Exzellent, wie die Continuo-Gruppe den langen Spannnungsbogen des zurückgenommenen Ostinatos aufrechterhält. Die Musikerinnen und Musiker von Concerto Ludwigsburg zeigten zudem, dass nur minimale Nuancen das Ensemble, in dem ehemalige Mitglieder des Jugendsinfonieorchesters Ludwigsburg, Mitglieder des Sinfonieorchesters Ludwigsburg, Berufsmusiker und Studenten gemeinsam musizieren, von professionellen Orchestern trennen: Akkurate Feinabstimmung prägt den sorgsam austarierten Ensembleklang der Eröffnung mit Mozarts Titus-Ouvertüre (KV 621), von Bauer zudem minuziös auf die Akustik der Stadtkirche eingestellt.

So transparent wie kompakt gestaltet abschließend die vier Sätze der als „Haffner-Sinfonie“ bekannt gewordenen Sinfonie Nr. 35 D-Dur (KV 385) des Wiener Wunderkinds: großartiger Ausklang dieses ausgesprochen gelungenen Konzerts. Minutenlang anhaltender Applaus und vereinzelt stehende Ovationen für diesen würdigen Auftritt.

Harry Schmidt