Pfarrer Wolfgang Baur, Martin Kaleschke, Paul Grabenstein, Albert Sting und Siegfried Bauer (v.l).  Foto:H. Wolschendorf

Das große Ziel, es ist erreicht: Die Spendenuhr, auf der man die noch klaffende Lücke in der Finanzierung der Stadtkirchenorgel ablesen konnte, sie steht auf null. Es war ein Spendenmarathon ohnegleichen: 13 Jahre lang haben die evangelische Stadtkirchengemeinde und der Förderverein Stadtkirchenorgel gesammelt, um die Finanzierung einer Runderneuerung des Kircheninstruments zu stemmen, die hinsichtlich der Leistungsfähigkeit eher einem Neubau gleichkommt; 1,3 Millionen Euro sind in dieser Zeit zusammengekommen, wie Prof. Siegfried Bauer, seit einem Jahr Vorstand des Fördervereins, am Donnerstagvormittag beim Pressegespräch freudestrahlend mitteilte.

Nachdem erkennbar wurde, dass der ursprüngliche anvisierte Kostenrahmen von 800 000 Euro nicht ausreichen würde, um ein Instrument zu bauen, das über die vorhandenen Möglichkeiten der romantischen und sinfonischen Stimmung hinausgeht, ist es gelungen, das angehobene Budget „in kleinsten Beiträgen und größeren Spenden“ zusammenzutragen, übrigens ohne dass dafür öffentliche Mittel eingesetzt werden mussten, „weder staatlicher- noch kirchlicherseits“, wie Ehrenbürger Albert Sting als ehemaliger Vorsitzender des Fördervereins betonte. Lediglich für die Erneuerung des Prospekts flossen geringe Zuschüsse des Landesdenkmalamts für denkmalbedingten Mehraufwand. Neben höheren Zuwendungen des Lions Clubs, der Rotarier, der Bürgerstiftung und der Wüstenrot Stiftung gab es auch materielle Unterstützung wie die der Firma Beru, die eine Reihe von Orgelpfeifen gestiftet hat. Vor allem habe aber das beispiellose bürgerschaftliche Engagement dazu beigetragen, dass die Stadtkirchenorgel im vorgesehen Zeitplan abbezahlt werden konnte. Von einer „Orgelbewegung“ spricht Stadtkirchenpfarrer Wolfgang Baur.

Auch die Bürger haben großzügig gespendet

Mit einem „Feuerwerk von Aktivitäten“, so Bauer, haben Kirchengemeinde und Förderverein seit 2004 die Spendenbereitschaft der Bürgerschaft motiviert: Angefangen mit zahlreichen Benefizkonzerten über Pfeifenpatenschaften, Auktionen und Führungen bis zu CD-Produktionen und zum Orgel-Brot der Bäckerei Rechkemmer reichte die Palette der Fundraisingmaßnahmen. Allein mit dem Stadtkirchencafé wurden 100 000 Euro erwirtschaftet. Auch die 24-Stunden-Aktionenn in der letzten Etappe der Kampagne und die Erlöse durch den Verkauf der in Zusammenarbeit mit der Ludwigsburger Kreiszeitung entstandenen Dokumentation „Klangwelt mit großer Tradition“ haben zum Erreichen der Zielmarke beigetragen, wie sich Pfarrer Baur freute. Eine Kreativität, die 2009 auch mit dem Fundraising-Preis der Landeskirche ausgezeichnet wurde.

Notwendig geworden war die Maßnahme, weil das Vorgängermodell durch konstruktive Mängel und falsche Materialwahl zunehmend unspielbar wurde, wie Bezirkskantor Martin Kaleschke berichtete, der von Beginn an die Konzeption der Orgel begleitet und die Arbeiten der Firma Klais an und um die 3200 Pfeifen des Instruments koordiniert hat. „Oft war ich froh, als der Organist wieder aus der Orgel herauskam“, erinnert sich Baur an alte Zeiten. Die Komplexität der Aufgabe bestand darin, die noch nutzbaren Teile der vorhandenen Walcker-Orgel in die Konzeption eines ungleich vielfältigeren Klangspektrums zu integrieren und dabei auch dem internationalen Renommee der Ludwigsburger Orgelbautradition gerecht zu werden, erläuterte Kaleschke und berichtet von der aufrichtigen Begeisterung der
Gottesdienstbesucher über das Ergebnis.

Große Feierstunde am 18. September

„Nicht selten kommt es nach dem Nachspiel zu spontanen Beifallsbekundungen“, erzählt Baur. Gefeiert werden soll das Ereignis mit einer Feierstunde am 18. September im Anschluss an das Abschlusskonzert des Ludwigsburger Orgelsommers, bei dem Martin Kaleschke mit den E-Gitarristen David und Frank Schilling eine außergewöhnliche Perspektive auf Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ und thematisch verwandtes Repertoire aus der Pop- und Rockgeschichte entwickelt.