Aus: LKZ vom 15.12.2023. Autor: Georg Linsenmann.
Überzeugendes Adventskonzert in der Stadtkirche
LUDWIGSBURG. In charakteristischer Manier expressiv aufspielend zeigte sich das Kammerorchester Concerto Ludwigsburg beim Adventskonzert in der Stadtkirche, wo der Fagottist Tobias Reikow mehr als nur eine Talentprobe seines Können gab.
Kaum treffender hätte das Orchester unter Leitung von Siegfried Bauer das „Festliche” dieses Adventskonzert unterstreichen können als mit der Ouvertüre von Mozarts „Zauberflöte”. Wie mächtige Portale lässt das Orchester die drei Akkordblöcke im eröffnenden Adagio aufstrahlen, was ganz unmittelbar die sakrale Sphäre dieser Freimaurer-Oper präsentiert. Schnell mischt sich aus dem flirrenden Streicherfugato Plappermaul Papageno und anderes Personal auch mit Bläsereinwürfen in die Szene, bevor das finale Geschehen mit zügigem Tempo in purer Klangpracht mündet, vom Orchester betont expressiv ausgespielt.
Energisch und knackig
Spürbar ehrgeizig, energisch und knackig geht Tobias Reikow die Punktierungen des marschartiken ersten Themas in Carl Maria von Webers Fagottkonzert an, lässt sich nicht irritieren von der zu kräftigen Pauke, stürzt sich mit Verve in virtuose Läufe und Intervallsprünge und spannt die Melodie des zweiten Themas in einen weit atmenden Legato-Bogen.
Von Beginn an wird deutlich, dass dieser junge Fagottist die Dinge nicht nur technisch im Griff hat, sondern ganz auf musikalischen Ausdruck zielt. Hellwach und konturscharf tönen so die Wechsel zwischen Tutti- und Solo-Passagen, geschmeidig umwinden oder ergänzen sich Orchesterstimmen und Solo-Fagott in diesem lebhaften dialogischen Musizieren bis hinein in die energischen Finaltakte des Kopfsatzes.
So ganz will aber die klangliche Balance zwischen dem etwa 40-köpfigen Projektorchester und dem Solopart nicht gelingen, immer wieder wird der Solist vom lustvoll-expressiv auftrumpfenden Orchester zugedeckt, selbst im zweiten Satz, wenn das Fagott einzig von den Streichern und zwei fabelhaften Hörnern begleitet wird.
Magisch und aufrüttelnd
Bezeichnend, dass Reikow als Zugabe kein Bravourstück spielt, sondern ein tiefernstes „jüdisches Gebet”. Ganz für sich war nun die kultivierte Tongebung und dynamische Feinzeichnung zu erleben, zu der dieser heranreifende junge Musiker bereits imstande ist. Vielfach schattiert vom großen Ton mit den charakteristischen vokalen Qualitäten des Instruments in der Tiefe bis zum freien Flüstern oder hiobartigen Aufbegehren: sehr berührend!
Durchaus magisch die aufsteigende Unisono-Linie der Bässe in den ersten acht Takten, die als Motiv so vielfach wiederkehren in Schuberts „Unvollendeter”, und wahrlich aufrüttelnd die Klangexplosionen. Zum Dank gib es großen Beifall vom Publikum.
Georg Linsenmann, LKZ vom 15.12.2023.